Du fragst dich, ob eine Achtsamkeitstrainer-Online-Ausbildung genauso hochwertig ist, wie eine Ausbildung in Präsenz-Unterricht? Die Welt ist im digitalen Zeitalter angekommen. Deshalb stellt sich die Frage, ob man beim Online-Unterricht Qualitätseinbußen hinnehmen muss, für viele Fortbildungen. Wir bilden seit 24 Jahren aus und ich zeige dir am Beispiel unserer TARA Achtsamkeitstrainer-Ausbildung die Möglichkeiten und Grenzen des Präsenz- bzw. Online/Hybrid-Lernens. So wird es für dich künftig leichter, dein passendes Lern-Modell zu finden.

Immer mehr Aus- und Weiterbildungen werden derzeit ins Internet verlagert. Die Möglichkeiten des Online-Lernens werden geradezu bejubelt. Zumindest von den Anbietern. Für die wird dadurch tatsächlich vieles einfacher.

Kostengünstiger wird es auch. Allerdings nur für diejenigen, die sich darauf beschränken, ihr Wissen in stundenlangen Monologen via Zoom oder einer ähnlichen Plattform an den Menschen zu bringen.

Wer e-Learning jedoch professionell angeht – wie wir es in unserer TARA Achtsamkeitstrainer-Ausbildung tun – muss für den Aufbau und die Pflege einer hochwertigen Online-Akademie tief in die Tasche greifen.

Unbestreitbar: online ist vieles machbar. Aber nicht alles, was machbar ist, ist auch gut. Virtuelles Lernen am Bildschirm hat nicht nur Vorteile.

Zoom Fatigue: Ermüdet und entnervt am Bildschirm

Für den Frust am Bildschirm gibt es mittlerweile sogar einen festen Begriff: Zoom-Fatigue – die chronische Ermüdung durch endlose Zoom-Calls und Video-Meetings. Sie haben zu einer flächendeckenden Erschöpfung der arbeitenden und lernenden Menschheit geführt.

Schuld war am Anfang des Zoom-Booms sicherlich die Unerfahrenheit mit diesem neuen Medium. Da wurden derbe didaktische Fehler gemacht. Inzwischen haben viele Anbieter nachgebessert. Aber manches wird nach wie vor ungut gehandhabt – und bereits das virtuelle Miteinander als solches bringt bestimmte Probleme mit sich.

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Wissenschaftler erklären, warum virtuelles Lernen so anstrengend ist

Wenn Menschen miteinander interagieren, synchronisieren sich verschiedene Bereiche in ihren Gehirnen, was zu einer Anregung ähnlicher Aktivitätsmuster führt. Sitzen wir mit jemandem zusammen und können ihn direkt hören, sehen und fühlen – und möglicherweise sogar riechen – bewegt sich der Dialog fließend hin und her. Es entsteht ein lebendiger Flow, in dem Worte und Gefühle ausgetauscht und geteilt werden.

Wissenschaftliche Untersuchungen mittels EEG (Elektroenzephalogramm), bei denen Gehirnwellen gemessen werden, haben gezeigt, dass wir uns auf einen Menschen einschwingen, mit dem wir in direktem Kontakt sind.

Wenn wir umgangssprachlich davon reden, mit jemandem “auf einer Wellenlänge” zu sein, beschreibt das ziemlich treffend, was dabei geschieht: Sind ähnliche Hirnareale aktiv, fällt es uns leicht, eine kognitive und emotionale Basis mit unserem Gegenüber zu finden.

Der Bildschirm als Barriere für menschliches Miteinander

Der Bildschirm wirkt jedoch wie eine Barriere, der diese Synchronisation erschwert oder sie sogar verhindert. Wir nehmen am Monitor mehr das Fensterraster wahr, das wir vor uns sehen, als den Menschen mit all dem, was sein Menschsein ausmacht.

Können wir das Gesicht des anderen nicht klar erkennen, dann können wir weder seine Mimik noch seine Mikroexpressionen wahrnehmen. Da wir nur das Gesicht und bestenfalls ein bisschen vom Oberkörper sehen, bekommen wir auch keine Informationen über mögliche Gestiken.

Ein Großteil des so wichtigen 80- bis 90 %igen nonverbalen Gesprächsanteils bleibt uns verborgen. Dadurch sind wir gefordert, uns unablässig bewusst neu zu fokussieren, was eine enorme Arbeitsleistung für das Gehirn bedeutet.

Als Folge davon treten früher oder später Ermüdung und Genervtheit auf. Statt von einer Zoom-Fatigue müssten wir deshalb treffender von einer Konzentrations-Fatigue sprechen.

Weitere Hürden beim Online-Lernen

  • Ein Großteil der nonverbalen Kommunikation geht verloren; unser Gehirn sucht permanent nach diesen Zeichen – aber vergeblich.
  • Es gibt keine mentalen Pausen – das Gehirn ist “always on”.
  • Schlechte Bild- und Ton-Qualität strengen an, weil sie eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordern.
  • Das gleichzeitige Entschlüsseln der Reaktionen mehrerer Teilnehmer auf Mehrpersonenbildschirmen überfordert das Gehirn.
  • Jede Bewegung auf jedem übertragenen Bildschirm wird vom Auge erfasst und vom Gehirn verarbeitetet. Diese Reizüberflutung führt zu Ermüdungserscheinungen.
  • Technische Probleme sorgen für Unruhe im Setting und erhöhen den Stresspegel.

Online-Lernen über Zoom: Für Achtsamkeit eher kontraproduktiv

Als größte Barriere im Online-Lehren von Achtsamkeit erweist sich jedoch, dass die Achtsamkeitslehrerin nicht nur wenig von ihren Teilnehmenden sieht, sondern gar nichts!

Der Grund dafür ist folgender: Damit die Zuschauenden das Gefühl haben, angesehen zu werden, muss die lehrende Person in die Kameralinse gucken.

Der scheinbare zwischenmenschliche Augenkontakt ist also eine pure Illusion: er findet gar nicht statt.

Betroffenheit, Freude, Trauer, Irritation, Zweifel oder Verärgerung können vom Lehrenden im Moment des Entstehens auf dem Gesicht des anderen nicht wahrgenommen werden.

Achtsamkeit lebt jedoch vom Austausch Mensch zu Mensch. Der ist hier jedoch extrem begrenzt.

Vorteile von Präsenz-Unterricht

Die Schilderung dessen, was beim Online-Lernen am Bildschirm und im Gehirn abläuft, macht deutlich, wo die Vorteile des Präsenz-Unterrichts liegen. “Mit dem Herzen das Herz weiterzugeben”, wie es in der Achtsamkeitslehre erforderlich ist, braucht direkten menschlichen Kontakt und eine lebendige Gemeinschaft.

Es liegt nahe, anzunehmen, dass das in anderen Ausbildungen mit therapeutischem, psychologischem, sozialem oder spirituellem Hintergrund genauso ist. Es sei denn, es geht um eine reine Vermittlung mentalen Wissens.

Nachteile von Online-Unterricht

Wird ein Zoom-Meeting genutzt, um Zahlen, Daten und Fakten auszutauschen, ist das eine gute Sache.

Geht es jedoch (wie zum Beispiel in der Vermittlung von Achtsamkeit) um persönliche und emotionale Erfahrungen, wird die Sache kompliziert, denn Gefühle und Stimmungen sind von elementarer Bedeutung für eine gute Gruppenstimmung und -zusammenarbeit.

Ein gutes Gruppengefühl ist die Basis eines geschützten Raumes, in dem die Teilnehmer das Vertrauen und den Mut finden, sich ihren schwierigen Anteilen zuzuwenden und ihr inneres Erleben mit den anderen zu teilen.

Vorteile von Online-Unterricht

Online- bzw. Hybrid-Unterricht hat also von Hause aus bestimmte Einschränkungen, wenn es um die Ebene von Mensch zu Mensch geht. Dennoch gibt es auch Gründe, die für solch eine Fortbildungs-Variante sprechen. Im Wesentlichen bestehen sie in einer Reduzierung von Kosten und Aufwand:

  • Keine Seminarhauskosten
  • Keine Reisekosten
  • Kein Reiseaufwand
  • Kein Verdienstausfall (Selbstständige)
  • Flexible Zeitgestaltung des Lernens

Achtsamkeitstrainer-Online-Ausbildung voll im Trend

Bis vor kurzem konnten unsere Interessenten zwischen der Präsenz-Version unserer TARA Achtsamkeitstrainer-Ausbildung und der Online-Version wählen. Gebucht wurde in den letzten Monaten ausschließlich die hybride Online-Variante.

Wir mussten also keine Glaskugel befragen, um herauszufinden, wohin der Trend geht. Als Folge dieser Erkenntnisse haben wir die reine Präsenz-Ausbildung eingestellt und konzentrieren uns vollständig auf die Achtsamkeitstrainer-Online-Ausbildung.

Purer Online-Unterricht reicht in der Lehre von Achtsamkeit nicht aus

Um sensible emotionale Inhalte wie in der Achtsamkeitspraxis online zu lehren, braucht es viel Einfühlungsvermögen, gute didaktische Fähigkeiten, ein ausgefeiltes Curriculum und viel Erfahrung.

Wir haben in unserer TARA Achtsamkeitstrainer-Ausbildung festgestellt, dass ein reiner Online-Unterricht nicht ausreicht, um die Essenz der Achtsamkeitspraxis zu erfassen und um die Fähigkeit der Teilnehmer:innen zu entwickeln, sie ihren buddhistischen Wurzeln gemäß zu lehren.

Online-Lernen am Bildschirm als Teil einer umfassenden Didaktik

Dennoch kommen wir an der Tatsache nicht vorbei, dass wir im digitalen Zeitalter angekommen sind. Die Menschen möchten sich online fortbilden. Gleichzeitig zeigt unsere Erfahrung: Für sensible emotionale und/oder spirituelle Inhalte sind reine Zoom-Konferenzen ungeeignet.

Purer Bildschirm-Unterricht sollte deshalb auf ein zielführendes Maß begrenzt sein und nicht mehr als ein Teil einer umfassenderen, abwechslungsreichen didaktischen Strategie sein.

Was unsere TARA Achtsamkeitstrainer-Ausbildung anbelangt, haben wir deshalb auf den Präsenz-Unterricht nicht vollständig verzichtet, sondern ihn auf fünf Präsenzeinheiten in der 2jährigen Ausbildungszeit reduziert. Damit haben wir eine Hybrid-Variante mit einer harmonischen Ausgewogenheit zwischen Online-Unterricht und Präsenz-Unterricht geschaffen.

Didaktische Vielfalt als Geheimnis guten e-Learnings

Zwischen den Präsenzeinheiten arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem begleitenden 220-seitigen Workbook, monatlichen Life-Webinaren / Zoom-Meetings, Buddy- und Peer-Groups, Lern-Videos, Audio-Anleitungen, schriftlichen Skripten und einem Online-Forum zum Austausch.

Die Online-Zeiten sind also begrenzt auf

  • die Lern-Videos, die sich die Teilnehmer zu ihrer Zeit, in ihrem Tempo und auch wiederholt anschauen können
  • anderthalbstündige monatliche Life-Webinare bzw. Zoom-Meetings

Weitere Tipps, um Online-Lern-Frust vermeiden

Auch wir haben durch Versuch und Irrtum gelernt. Für den Fall, dass auf Zoom-Unterricht nicht verzichtet werden kann, sind hier unsere bewährtesten Tipps zum Vermeiden unnötiger Ermüdung und Frustration am Bildschirm.

  • Keine ellenlangen Sessions ansetzen, die bereits angesichts des zeitlichen Umfangs Schnappatmung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erzeugen.
  • Nicht gestatten, die Kamera auszuschalten. Nichts torpediert die Freude am Online-Lernen mehr, als wenn man nicht in menschliche Gesichter, sondern in schwarze Rechtecke schaut.
  • Ausreichend Pausen machen und die Pausen großzügig bemessen. 5 Minuten reichen nicht einmal aus, um Pipi zu machen und sich einen Tee zuzubereiten. Die Teilnehmenden sollten auch Zeit haben, sich etwas bewegen und geistig entspannen zu können.
  • Die verschiedenen Tools zur Kommunikationsgestaltung von Zoom (oder vergleichbaren Plattformen) nutzen, zum Beispiel Slides integrieren und mit Abstimmungen, White-Board oder Breakout-Room-Sessions arbeiten. Es damit aber auch nicht übertreiben, um die Konzentration nicht zu zerfasern.

4 Tipps für Teilnehmende am Online-Lernen

Wenn du Teilnehmende bist, kannst du selbst aktiv dazu beitragen, dass Online-Lernen zur positiven Erfahrung für alle wird:

  1. Bereite dich gut vor: Richte deinen Arbeitsplatz so her, dass du gut sitzen oder stehen kannst; stell dir etwas zu trinken bereit.
  2. Vermeide Multitasking während du am Bildschirm arbeitest. Schließe alle nicht erforderlichen Programme und Apps, schalte auch andere Ablenkungsquellen aus und fokussiere dich auf den Unterricht. So vermeidest du, dass dir irgendwann “die Drähte glühen”.
  3. Tu auch etwas für deine Mitlernenden: Wähle, wenn möglich, einen ruhigen Hintergrund und leuchte dein Gesicht gut aus. Das entlastet die Augen deiner Mitlernenden.
  4. Grundsätzlich: Praktiziere achtsames Digital detox: Verzichte auf übermäßigen Medienkonsum, Push-Nachrichten und permanente Erreichbarkeit.

Am Beispiel unserer TARA Achtsamkeitstrainer-Ausbildung habe ich die Vor- und Nachteile von Präsenz- und Online-Unterricht aufgezeigt. Mögen meine Ausführungen dir helfen, bei zukünftigen Fortbildungen die für dich passende Variante zu finden.

© Doris Kirch, 2023