Bei Stress werden häufig Entspannungsmethoden empfohlen. Das Üben kann den inneren Druck kurzfristig senken. Nachhaltig sind diese Verfahren jedoch oft nicht. Denn sie setzen sich nicht mit den Ursachen auseinander. Die Achtsamkeitspraxis hingegen greift das Übel an der Wurzel, denn sie bringt mehr Klarheit ins Bewusstsein und trainiert einen bewussten Umgang mit Stressbelastungen.
Die Ursachen für Stress und Burnout
Die Ursachen für Stress und Burnout sind multifaktoriell – das bedeutet, hier kommen sowohl innere als auch äußere Faktoren zusammen. Einerseits haben wir es mit stressverursachenden oder stressfördernden Grundbedingungen zu tun, wie Arbeitsverdichtung, Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit, schlechten Arbeitsbedingungen, mangelnder Wertschätzung oder suboptimalen Arbeitsstrukturen.
Andererseits trägt der einzelne seinen individuellen Anteil zum Geschehen bei. Untersuchungen über Stress am Arbeitsplatz haben gezeigt, dass unter vergleichbaren Bedingungen einige Arbeitnehmer wegen Überlastung ausfielen, während die Situation für andere keine besondere Herausforderung darstellte.
Unachtsamkeit fördert Stress und Burnout
Aus Sicht der Achtsamkeitspraxis machen wir uns viel (vermeidbaren) Stress tatsächlich selbst. Er entsteht durch unsere (unbewussten) Reaktionen auf das, was wir erleben. Es sind also weniger die Umstände als solches, die uns belasten, sondern die Art und Weise, wie wir mit ihnen umgehen. Eine meiner Leserinnen schrieb mir dazu folgendes:
Ist es der unbewusste, unachtsame Mensch, der besinnungslos auf sein Ziel zurennt und all die mitzieht, die keinen Widerstand leisten oder aufgrund ihrer Einstellungen keinen Widerstand leisten können? Wie kann die Bewusstheit, dass wir uns durch bestimmte Verhaltensweisen selbst an unsere Grenzen bringen und eine Leben ohne Lebensqualität leben, in unsere Gesellschaft gebracht werden? Wie kann Besinnung funktionieren? Wer sind die, die Vorbild dafür sein könnten?“
Was ist Achtsamkeit überhaupt?
Achtsamkeit bedeutet, auf eine freundliche, nicht-wertende Weise wahrzunehmen, was geschieht, während es geschieht.
Die meisten Menschen sind sich ihrer eigenen Gedanken meistens gar nicht bewusst.
Das glaubst du nicht? Dann lade ich dich zu einer kleinen Selbsterfahrungsübung ein:
Achtsamkeitsübung
- Stoppe für einen Moment und halte kurz inne.
- Notiere die letzten drei Sätze, die du gedacht hast.
Ich wage die Vermutung, dass du dich an die letzten drei Sätze nicht erinnern kannst.
In diesem Fall lass uns die Übung vereinfachen: Notiere den letzten vollständigen Satz, den du gerade gedacht hast – nur diesen einen Satz!
Wenn ich diese kleine Übung mit unseren Ausbildungsteilnehmern mache, um das Maß an Unbewusstheit des menschlichen Geistes zu veranschaulichen, können die meisten nicht einmal ihren letzten gedachten Satz erinnern. Kein Grund zur Sorge also, was dich persönlich betrifft. 😉
Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage.
Das Problem liegt auf der Hand: Wie sollen wir selbstbestimmt handeln, wenn wir nicht einmal wissen, was wir denken. Deutlicher wird das Desaster angesichts dieser Weisheit aus dem jüdischen Talmud:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
Selbstbestimmt und glücklich leben aus der Kraft der Achtsamkeit
Finde deine innere Wahrheit und lebe sie authentisch und frei.
Stressfördernde Gewohnheiten des Gehirns
Wie viel Stress wir empfinden, hat in hohem Maße damit zu tun, wie wir unser Gehirn benutzen. Doch wie benutzen wir unser Gehirn? Dazu noch eine kleine Selbsterfahrungsübung.
Selbsterfahrungsübung
- Vergegenwärtige dir ein Problem, das bei dir derzeit zur Lösung ansteht.
- Und dann denke dieses Problem von vorne bis hinten kontinuierlich durch und schließe den Vorgang mit einer klaren Entscheidung über die weitere Vorgehensweise ab.
Ich wage schon wieder eine Prognose: Es hat nicht funktioniert. Aber auch hier gibt es keinen Grund, an deinen geistigen Fähigkeiten zu zweifeln. Warum wir uns mit dem Erinnern an unsere Worte so schwer tun, hat mit der Art und Weise unseres Denkens zu tun. Der Psychoanalytiker Sigmund Freud beschrieb sie als nicht kausal-linear, sondern primärprozesshaft.
Inzwischen weiß man: das ist nur die halbe Wahrheit. Mit dem sogenannten Sekundärproßess kennt man heute einen weiteren Organisationsmodus unserer Denk- und Wahrnehmungsprozesse. Aber Fakt ist, dass der arachisch angelegte Primärprozess nicht nur hilfreich für uns ist. Im Stressgeschehen schon mal gar nicht.
Wenn der Affengeist Leben in den Stress bringt
Versuche einmal, dir selbst beim Denken zuzuschauen. Zum einen wird es dir nicht lange gelingen, die Aufmerksamkeit auf den Gedanken zu halten. Zum anderen wirst du feststellen, dass dein Gehirn mit einem wahren Chaos an quer durcheinanderschießenden Gedankenimpulsen überflutet wird.
Im Buddhismus spricht man wegen dieser Eigenschaft es Geistes auch von einem Monkey Mind, einem Affengeist. Trifft solch ein Monkey Mind auf eine Welt, die nicht minder „irre“ ist, kann man sich vorstellen, von welcher Qualität ist, was dabei herauskommt.
Mehr darüber erfahren in meinem Handbuch Stressbewältigung, Mankau Verlag →
Achtsamkeitspraxis zur Stresssenkung und Burnout-Prophylaxe
Die Achtsamkeitspraxis vermag es, Ordnung, Ruhe und Klarheit in dieses Chaos zu bringen. Ihr Werkzeug ist die Meditation.
Meditation ist anders, als du denkst,
sagt Jon Kabat-Zinn, der „Vater der modernen Achtsamkeitspraxis“. Mach dich frei von der Idee, als Meditierender zum weihrauchumwölkten, weltfremden, pendelschwingenden Esoteriker werden zu müssen. Carl Friedrich von Weizsäcker, Physiker und Philosoph, brachte die Essenz der Meditation treffend auf den Punkt:
Man wird durch Meditation kein anderer, sondern der, der man immer gewesen ist.
Wirkungen von Achtsamkeit und Achtsamkeitsmeditation
- Mehr Bewusstheit über die eigenen Gedanken und Gefühle.
- Tiefere Einsichten in unbewusste Denk- und Fühlmuster und Verhaltensweisen.
- Situationsangemesseneres, selbstbestimmteres Handeln.
- Flexiblerer Umgang mit Stressbelastungen.
- Erhöhung der Selbstwirksamkeit = Reduktion von Stress.
- Unterlassen von Verhaltensweisen, die das Leben erschweren und verkomplizieren.
- Stärkung von Mitgefühl und emotionaler Intelligenz durch das Praktizieren der Haltungen der Achtsamkeitspraxis.
Um diese Wirkungen hervorzubringen, müssen wir kein anderer Mensch werden, wie Weizsäcker erkannte. Durch die Achtsamkeitspraxis wecken wir Fähigkeiten, die in jedem von uns angelegt sind. Vielmehr geht es darum zu erkennen, wie wir einem glücklichen, sinnerfüllten Dasein bislang selbst im Wege standen.
Die Achtsamkeitspraxis ist nachhaltiger als Entspannungsmethoden, denn sie geht weit über körperliche und geistige Entspannung hinaus. Durch Achtsamkeitsmeditation und Achtsamkeit im Alltag trainierst du ein achtsames Gehirn, das dir ein Leben lang erhalten bleibt.
Achtsamkeit als zeitgemäße Antwort Stress und Burnout
Für mich ist die Achtsamkeitspraxis die Antwort auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts an unser Gehirn. Wir werden lernen müssen, es auf eine neue, zeitgemäße und vor allem klügere Weise zu benutzen.
Wer aus seiner Bewusstlosigkeit zum Selbst-Bewusstsein erwacht, erfährt sich unvermeidlich als Teil alles Lebendigen. Nur wer wirklich wach ist, verfügt über die Fähigkeit, unheilsame Zustände in Wirtschaft, Medizin, Pädagogik und Politik in heilsame zu transformieren.
Wie kann ich Achtsamkeit lernen?
Zunächst ein guter Rat: Lerne Achtsamkeit von denen, die es wirklich können! Die Absolventen unserer Fachausbildung zum Trainer für Achtsamkeit, Resilienz und Selbstmitgefühl DFME zum Beispiel haben eine zweieinhalbjährige Ausbildung bewältigt. Sie haben sich ein tiefes fachliches Verständnis erarbeitet und über die Jahre eine stabile Achtsamkeitspraxis entwickelt. Das macht sie authentisch.
Nur jemand, der tief in der Praxis verankert ist, kann dir das „Original“ der buddhistisch basierten Achtsamkeitspraxis vermitteln. Die besondere Wirkung von Achtsamkeit wird hervorgebracht, wenn ein authentischer Achtsamkeitstrainer die authentische Achtsamkeitspraxis auf eine verkörperte Weise vermittelt. Von jemandem, der ein 4-Wochenenden-Seminar besucht hat, kann man so etwas nicht erwarten.
Willst du dich einem Achtsamkeitstrainer anvertrauen,
- erkundige dich eingehend nach seiner Qualifikation in Sachen Achtsamkeit.
- finde heraus, ob er lebt, was er lehrt oder ob Achtsamkeit nur eines von vielen Angeboten ist.
- schau dir die Auflistung seiner Fortbildungen und Achtsamkeits-Retreats an. Siehst du eine wirkliche Anbindung zur Achtsamkeitspraxis?
McMindfulness boomt. Erfahre hier mehr über die Qualität achtsamkeitsbasierter Angebote →
Nächste Schritte
- Beginne mit meiner 1-Minute-Achtsamkeitsmeditation →
- Praktiziere eine 30-minütige Achtsamkeitsmeditation im Sitzen nach Anleitung →
- Probiere einen 45-minütigen achtsamen Bodyscan im Liegen nach Anleitung →
- Hier findest du 11 Tipps, um Achtsamkeit in deinen Alltag zu bringen →
- Finde heraus, wie achtsam sein sich anfühlt: Besuche meinen Achtsamkeitstag →
- Lege dir zur Dokumentation deines Weges ein Achtsamkeits-Tagebuch an →
- Lies das Buch Im Alltag Ruhe finden von Jon Kabat-Zinn →
Dein Achtsamkeitsimpuls
News und Inspiration für ein achtsames Leben
Hinterlasse mir gerne deine Gedanken zu diesem Beitrag
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar schreiben zu können.