Manche Menschen leben ihr Leben wie Lämmer, die man zur Schlachtbank führt. Sie fühlen sich gestresst, geknechtet und belastet, von all den Dingen, die sie glauben, in ihrem Alltag tun zu ‘müssen’. Wenn du auch dazu gehörst, bringt eine achtsame Veränderung im Fokus dieser Sichtweise mehr Glück in dein Leben.

Mit Achtsamkeit die Opferrolle überwinden

Ich höre öfter am Tag von Leuten die Klage, was sie alles (noch) tun “müssen”. Und während sie das sagen, sehen sie nicht sonderlich glücklich aus. Eher ziemlich freudlos. Als wenn eine schicksalshafte Kraft sie zu etwas zwingt, was sie freiwillig nie tun würden.

Der tiefe Seufzer, der solche Aussagen oft begleitet, lässt die Betroffenen ein wenig in sich zusammensinken. Und so werden verbaler und nonverbaler Ausdruck zu einem in sich stimmigen Gesamtausdruck eines armen, den Umständen ausgelieferten Opfers.

Aber sind wir Umständen wirklich hilflos ausgeliefert? Haben wir wirklich keine Wahlmöglichkeiten? Wenn wir das Geschehen einmal mit den Augen der Achtsamkeit betrachten, kommen wir zu ebenso erstaunlichen wie heilsamen Einsichten.

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Weniger Opfer, als du glaubst

Bereits der Psychoanalytiker Sigmund Freud wusste um die Bedeutung unbewusst gewählter Worte. Er erkannte, dass wir auf einer tiefenpsychologischen Ebene unsere Worte nicht zufällig wählen. Durch unsere Wortwahl bringen wir unsere, uns selbst oft nicht bewussten Gefühle, unwillkürlich zum Ausdruck. Im Falle des “Muss”, das Gefühl, uns einer Sache ohnmächtig ausgeliefert zu fühlen. (Das Gefühl von Ohnmächtigkeit ist übrigens ein typisches Gefühl im Zusammenhang mit Stress).

Du „musst“ erstmal gar nichts

Aber sind wir den Dingen und Situationen in unserem Leben wirklich „ausgeliefert“? Schauen wir uns einmal die Aussage “Ich muss arbeiten gehen” an: Wenn du diese Frage untersuchst, wirst du feststellen, dass du gar nicht arbeiten gehen “musst”. Du möchtest es. Denn du möchtest deinen Kindern eine gute Ausbildung sichern, in einer schönen Wohnung leben, ein Auto unterhalten und einmal im Jahr in den Urlaub fahren.

Letztendlich “musst” du gar nichts. Du „musst” weder zur Arbeit gehen, noch “musst” du deine Steuererklärung machen. Du tust das, weil du es “willst”! Du gehst zur Arbeit, weil du mit dem Geld deine Familie ernähren, einen gewissen Wohlstand pflegen und dir Hobbys gönnen “möchtest”. Du “möchtest” nicht auf der Straße leben und aus Mülleimern essen.

Wie du dich aus der Opferrolle befreist

Achtsam auf die eigenen Worte hören

Deshalb brauchst du Geld und deshalb gehst du arbeiten. Du “müsstest” es nicht – wenn du bereit wärst, die Konsequenzen daraus zu tragen, aber das “möchtest” du nicht. Ähnlich verhält es sich mit der Steuererklärung. Du “musst” sie nicht machen. Aber du hast keine Lust auf Ärger mit dem Finanzamt und du “hättest gerne” einen aufgeräumten Schreibtisch. Du “musst” das nicht tun – aber du “möchtest” die Konsequenzen einer Unterlassung nicht tragen.

Körperliche Auswirkungen der Opferrolle

Ob man Freud’s Ansichten teilt oder nicht, wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Wahl unserer Worte auf unsere psychische Grundgestimmtheit wirkt. Und nicht nur das: Was wir sagen, wirkt sogar auf unseren Körper. Wählen wir Worte, die uns in der Opferrolle halten, schwächen wir uns.

Leugnen wir unsere Verantwortung, betonen wir durch unsere Sprache unseren mangelnden Einfluss auf unser Leben, dann machen wir uns im wahrsten Sinne des Worten klein, indem wir unbewusst im Körper zusammensinken. Aus dem Embodiment wissen wir mittlerweile, dass eine zusammengesunkene Haltung negative Rückwirkungen auf die Psyche hat – der Beginn eines echten Teufelskreises.

Die Opferrolle überwinden: Vom “ich muss” zum “ich möchte”

Positiv ausgedrückt: Wenn du dich zu deiner Selbstbestimmtheit bekennst, indem du das bisherige “ich muss” durch eine neutrale Formulierung ersetzt, baust du keinen unnötigen inneren Druck mehr auf. Auf diese Weise bringt dich diese kleine Änderung deines Fokus’ dem Glücklichsein in deinem Leben einen bedeutenden Schritt näher.

Nutze Achtsamkeit, um mehr Bewusstsein für die Wahl deiner Worte zu entwickeln. Mit Achtsamkeit lernst du, dir beim Denken und Fühlen zuzuschauen. So kannst du erkennen, was in dir vor sich geht, noch bevor unbewusste Sätze über deine Lippen kommen. Du kannst stoppen, innehalten, aus der Opferrolle heraustreten und dich auf eine innere Haltung besinnen, die förderlicher für dein Wohlbefinden und dein Glück ist.

Mögest du vom Opfer zum Schöpfer deines Lebens werden.

© Doris Kirch