Seit tausenden von Jahren praktizieren Menschen Meditation für spirituelles, emotionales und physisches Wohlbefinden. Inzwischen hat sich die Neurowissenschaft des Themas angenommen und herausgefunden, auf welche Weise Achtsamkeit und Meditation Körper und Geist beeinflussen.

Wie Meditation Gehirn, Psyche und Körper beeinflusst

Im Gehirn nimmt alles seinen Anfang. Hirnscans zeigen während der Meditation eine erhöhte Aktivität in Regionen, die unmittelbar mit verminderter Angst und Depression sowie mit erhöhter Schmerztoleranz zusammenhängen. Besonders das Default Mode Netzwerk ist aktiv, wenn sich jemandes Geist im Ruhezustand befindet und nicht auf die Außenwelt fokussiert ist – und diesem wurde ein verbessertes Gedächtnis, Selbstwahrnehmung und Zielsetzung zugeschrieben.

Eine deutsche Übersetzung der englischsprachigen Animation von Doris Kirch:

Mehr Mitgefühl und Emotionsregulierung durch Meditation

Du willst deinen Freunden und deiner Familie gegenüber einfühlsamer werden? Als Wissenschaftler die Gehirne von buddhistischen Mönchen mit denen von Meditationsanfängern verglichen, fanden sie heraus, dass der Bereich im Gehirn, der mit Mitgefühl in Verbindung gebracht wird, bei den Mönchen viel ausgeprägter war.

Es verändert buchstäblich die Gehirnströme – und diese Frequenz ist messbar. Personen, die meditieren, haben höhere Level von Alpha-Wellen, die nachweislich Gefühle wie negative Stimmung, Anspannung, Traurigkeit und Wut verringern können. Und Meditation verändert das Gehirn auch physisch in Form und Größe.

Durch Studien wurde nachgewiesen, dass sich nach acht Wochen in einem Meditationsprogramm die graue Substanz in Bereichen verdichtet hat, die mit Lernen, Verarbeiten von Erinnerungen und Steuerung von Emotionen in Verbindung gebracht werden.

Meditation reduziert Stress und stärkt das Immunsystem

Die Amygdala, die eine wesentliche Rolle im Zusammenhang mit Blutdruck und Angst hat, wies hingegen eine reduzierte graue Substanz aus.

Wenn wir auf den gesamten Körper schauen, dann sehen wir nicht nur verringerten Blutdruck, sondern auch eine höhere Variabilität der Herzfrequenz. Was sich gefährlich anhören mag, spielt tatsächlich eine wichtige Rolle beim beständigen Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid durch den Körper.

Meditation wirkt sich nachweislich auch auf die körperliche Gesundheit aus. In einer Studie, in der sowohl Meditierende als auch nicht-meditierende Personen mit einem Grippevirus infiziert wurden, produzierten die Meditierenden eine größere Anzahl von Antikörpern und wiesen eine erhöhte Immunfunktion auf.

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Wirkungen von Meditation bis in die Zellebene

Geht man etwas näher heran, kann man sogar Veränderungen auf der Zellebene sehen. Menschliche Chromosomen besitzen schützende Proteinkomplexe, die Telomere genannt werden. Telomere helfen dabei, Schäden an der DNA zu reduzieren und den Zelltod zu verringern.

Verkürzte Telomere wurden mit verschiedenen Krankheiten, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankung, Diabetes, Alzheimer und Krebs in Verbindung gebracht. Erstaunlicherweise zeigen die Körper von Personen, die Krebs überlebt haben, nach dem Absolvieren eines Meditationskurses ein erhebliches Längenwachstum der Telomere.

Es wird vermutet, dass psychologisches Eingreifen, besonders die Reduzierung von Stress, einen direkten Einfluss auf das Enzym Telomerase hat. Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass es der Verkürzung durch Hinzufügen von DNA an die schwindenden Telomere entgegenwirkt.

Meditation ist kein Heilmittel, stärkt aber die Gesundheit

Natürlich ist Meditation kein Ersatz für anderen medizinischen Rat oder einen gesunden Lebensstil. Meditation ist keine Therapie zur Heilung von Krebs oder chronischen Erkrankungen. Aber so, wie das Training im Fitnessstudio die Muskeln wachsen lässt und das Wohlbefinden verbessern kann, so ist Meditation eine Möglichkeit sein, um das Gehirn zu trainieren, mit besonderen Vorteilen für die Gesundheit.

Und da euer Gehirn nun einmal alles kontrolliert: warum nicht ab und zu entspannen und „ommm“ sagen?!

Achtsamkeit Neurowissenschaft

Meditation verändert das Gehirn

Meditation verändert das Gehirn vor allem im Bereich des Hippocampus, hat die Psychologin und Hirnforscherin Dr. Britta Hölzel herausgefunden. Der Hippocampus ist fürs Lernen zuständig und verarbeitet Gefühle.

Das Nervengewebe erholt sich durch Meditation von Stress, erklärt sie. „Mit Meditation nehmen bestimmte Bereiche im Gehirn an grauer Substanz zu.“ Zudem würden die Verbindungsstellen im Gehirn in der weißen Substanz gestärkt.

Artikel lesen: Den Stress aus dem Körper meditieren

Wie Meditation das Gehirn umbaut

Regelmäßiges Meditieren verändert das Gehirn, ist eines der Forschungsresultate von Britta Hölzel. Oft sind unsere Gedanken nicht bei dem, was wir gerade tun – oder wir hängen in Gedankenspiralen fest, können nicht abschalten, selbst wenn wir wollen.

Meditation hilft, gelassener zu werden, den Geist zu beruhigen und im Hier und Jetzt zu leben. Die Wissenschaftlerin hat ist überzeugt, dass sich Stress, Depression, Angststörungen und sogar Schmerzen durch Meditation besser bewältigen lassen. „Meditation hilft uns, ein glücklicheres und erfüllteres Leben zu führen“.

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Neurowissenschaftlerin Dr. Britta Hölzel im Interview bei Planet Wissen

Die heilsame Kraft der Meditation – Dokumentation

Neurowissenschaftler Dr. Richard Davidson über die Wirkungen von Meditation auf das Gehirn

In diesem Vortrag erklärt Prof. Richard Davidson wie positive menschlichen Eigenschaften durch meditative Praxis kultiviert werden können. Dazu stellt er verschiedene Arten kontemplativer Praxis vor und zeigt auf, welche neuralen Auswirkungen und Verhaltenswirkungen sie haben.

Neurowissenschaftler Davidson spricht auch über die Auswirkungen von Meditation auf die körperliche Gesundheit. Auf der kollektiven Ebene weist die Studie darauf hin, dass wir anpassungsfähige neurale Veränderungen kultivieren können und positive menschliche Eigenschaften durch systematische mentale Praxis stärken können.

Richard Davidson über Neurowissenschaften, Achtsamkeit und Meditation

Richard Davidson über Neurowissenschaften, Achtsamkeit und Meditation in einem Vortrag auf dem Kongress ‚Forum für den Wandel‘.

Schlüsselrolle der Amygdala im Stressgeschehen

Die Amygdala hat eine Schlüsselrolle im Stressgeschehen: Sie hat die Funktion einer Alarmglocke. In Bruchteilen von Sekunden überprüft sie alle ankommenden Reize auf ihre Bedrohlichkeit. Wird etwas als bedrohlich eingestuft, leitet die Amygdala durch die Aktivierung der sogenannten Stressachse (HPA-Achse) augenblicklich die Generalmobilmachung unseres Stress-Systems ein.

Im Zuge dieser Aktivierung wird der Körper mit Stresshormonen überflutet. Meditation hingegen bewirkt genau das Gegenteil: die Amygdala beruhigt sich, der Stress nimmt ab und parallel dazu die messbaren Blutwerte aller Stresshormone.

Das folgende kleine Video veranschaulicht, welche heilsamen Einflüsse Meditation auf die Amygdala – und damit auf unseren Stress im Alltag hat.

Wissenschaft: Meditation verändert die Struktur des Gehirns

Auf welche Weise verändert Meditation das Gehirn? Diese Frage beantworten die Wissenschaftler heute mit Hilfe sogenannter Bildgebender Verfahren, wie zum Beispiel der Magnetresonanztomographie (MRT). Durch ein MRT wird es möglich, Veränderungen in der grauen Substanz des Gehirns (dem, was wir gewöhnlich unsere „grauen Zellen“ nennen) präzise zu lokalisieren und zu quantifizieren.

Neurowissenschaftler Dr. Ulrich Ott beschreibt in seinem Buch Meditation für Skeptiker die Ergebnisse einer Aufsehen erregenden Studie, die seine Kolleginnen Dr. Britta Hölzel und Dr. Sara Lazar an der Harvard Medical School durchgeführt haben. Sie haben bei Meditierenden zum Beispiel einen Substanzabbau im rechten Mandelkern (Amygdala) festgestellt, der signifikant mit einem durch die Meditation hervorgebrachten (verminderten) Stresserleben zusammen hing.

Forschungsergebnisse zeigen: Meditation beruhigt die Amygdala

Je mehr ein Mensch meditiert, desto geringer ist die Dichte der grauen Substanz der Amygdala, haben die Forscher herausgefunden. Das bedeutet: die Amygdala ist weniger anfällig für Stress. Meditation kühlt sozusagen die hitzige Affektivität der Amygdala, mit der Folge, dass wir auch in Stresssituation mehr Chancen haben, einen „kühlen Kopf“ zu bewahren.

Mehr über die Auswirkungen von Meditation auf die Amygdala: Fachartikel der Frankfurter Rundschau →

Meditationslehrerin Sharon Salzberg über die Wirkungen von Meditation

Sharon Salzberg berichtet aus ihrer rund vierzigjährigen Praxis als Meditationslehrerin über die Wirkungen von Meditation und Achtsamkeit.